Eingang zum Eishotel Snow Castle im Jahr 2015

Eishotels erwärmen das Herz

Das war ein Novum. 1990 wurde der Grundstein, besser gesagt der erste Eisblock für das ICEHOTEL in Jukkasjärvi, Nordschweden gelegt. Ganz simpel, auf kleinstem Raum, ein paar Schlafsäcke und die Herausforderung suchen - das war die Motivation.merken
Heute ist es ausgefeilt, perfektioniert, nichts erinnert mehr an die Anfänge des - im wahrsten Sinn des Wortes - coolsten Hotels der Welt. Ich habe das ICEHOTEL erstmals 1992 besucht und ab 2000 war ich jährlich dort, habe die Entwicklung miterlebt, in die leuchtenden Augen der Gäste geschaut. Die Fragezeichen auf der Stirn, wenn es um die Klärung der Frage wie zu schlafen und wo sind Dusche und WC, sehe ich immer noch vor mir. Meine erste Übernachtung bleibt unvergesslich. Ich war ein Greenhorn und war für jeden Rat dankbar. Die Betten, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, bestanden aus einer Mischung aus Schnee und Eis, bedeckt mit einem Rentierfell. Heute ist der Schlafkomfort auch in den Eishotels eingezogen, die Betten sind mit echten Matratzen versehen, mittlerweile - LED sei Dank - gibt es auch dimmbare Beleuchtungen in den Eiszimmern. Eine Heizung ist aber weiterhin ein Tabu. Die Temperaturen liegen in den Eishotels, je nach Lage, konstant um die -3° herum, auch wenn es draußen im klirrenden zweistelligen Bereich bewegen sollte. Autor: B. Specht, 2020

Meine erste Nacht im ICEHOTEL

Ich erinnere mich, dass das Gepäck im warmen Servicegebäude, wo sich auch Dusche und WC befinden, sicher verwahrt wurde. Unmittelbar vor der Nachtruhe habe ich die Kleidung in das Schließfach gegeben. Mit langer Unterhose, Stiefel und einer wärmenden Winterjacke, bepackt mit zwei Schlafsäcken, ging es ins Eiszimmer. Zuerst die Jacke ausgezogen, zwischen Schlafsack und Rentierfell gelegt, damit sie am nächsten Morgen nicht ausgekühlt ist. Ein toller Tipp von unserem Guide. Jetzt in den Schlafsack aus Fließ geschlüpft und wir beide – Schlafsack und ich – zusammen in den arktischen Schlafsack hinein. Mütze aufgesetzt, Kapuze übergezogen, Licht gelöscht und auf den Schlaf gewartet. Schön warm war es im Schlafsack und unheimlich ruhig. Die meterdicken Wände aus Schnee und Eis halten jeglichen Lärm ab. In den Gängen verirrt sich niemand, nur die Gäste, die ins Zimmer oder zur Toilette wollen. Ja, das muss gut bedacht werden. Treibende Getränke oder mehr Input als die Blase speichern kann, können die Nachtruhe erheblich stören. Raus aus dem Schlafsack, Jacke über, Stiefel an und dann in Richtung Servicegebäude. Bis man wieder im Schlafsack liegt, kann es schon frisch geworden sein. Ganz besonders dann, wenn man vergisst den Schlafsack zu schließen bevor man das Zimmer verlässt.
Der Tipp mit der Jacke, sie zwischen Rentierfell und Schlafsack zu legen, war toll. Gut gewärmt konnte ich sie anziehen. Und bei der anschließenden Rentiersafari hat Rudi gleich geschnuppert, dass ich einer von Ihnen bin.
Der Bau der Eishotels
​Der Begriff Eishotel ist irreführend. Keines der Eishotels ist aus Eis erbaut. Keine Frage, es wird sehr viel Eis darin verbaut, aber selten in die Außenhaut. Die Baumaßnahmen beginnen, wenn der Dauerfrost Tag und Nacht einsetzt.
Wurden die ersten Eishotels – oder eher Iglus – noch konventionell mit Eisblöcken und Schnee per Hand hergestellt, hat sich das sehr schnell geändert. Nach und nach wurden die Eishotels aus Eisblocks und einer Mischung aus Kunstschnee und Wasser hergestellt, dem sogenannten „Snis“. Dieses Akronym wird auf die beiden Bestandteile Schnee (Schwedisch: Snö) und Eis (Schwedisch: Is) zurückgeführt.    
Es gibt unterschiedlich Bauweisen, ein Eishotel zu errichten. Das ICEHOTEL in Jukkasjärvi wird mit einem Gerüst erstellt, welches an ein gotisches Kirchenfenster erinnert, jedoch mit weitaus größeren Ausmaßen. Das Gerüst steht auf absenkbaren Stelzen und ist mit Holzplanken versehen. Nachdem die Gerüste platziert sind werden die Schneekanonen in Stellung gebracht und das Gemisch aus Schnee und Wasser kontinuierlich auf das Gerüst gepustet. Mit einer Dicke von rund ein bis eineinhalb Meter werden die Wände und Decken erstellt. Nachdem das „Snis“ fest gefroren ist wird das Gestell abgesenkt und mit einem Traktor unter der Schneehülle hinweg gezogen um es an anderer Stelle aufzubauen. Und so weiter, und so weiter. Bis letztlich über 30.000 Tonnen Schnee und Eis verbaut sind.
Weit verbreitest ist auch der Einsatz von riesigen Luftballons für die Erstellung der Eishotels. Diese werden ebenso wie die mit Holz beplankten Gerüste mit „Snis“ bedeckt und wenn die Außenhülle gefroren ist, wird die Luft heraus gelassen und der leere Ballon zum nächsten Einsatzort gebracht.
Da alle Eishotels Anfang bis Mitte Dezember öffnen wollen, kommt es oft zu erheblichem Zeitdruck, wenn der Frost zu spät einsetzt. Um diesen Druck zu mindern verbauen die beiden Eishotels mit dem größten Eisanteil (In Jukkasjärvi und Lainio) meist Eis aus dem Vorjahr, welches in der Erde oder im Kühlhaus gelagert wird.
Wo gibt es die meisten Eishotels?
​Im vergangenen Winter wurden zwei Eishotels in Schweden (Jukkasjärvi und Piteå), zwei in Finnland (Kemi und Lainio) sowie zwei in Norwegen (Alta und Kirkenes) erstellt.
Die beiden finnischen Eishotels verfügen auch über ein Eisrestaurant. Das ist ein toller Gag, hier eine kleine Mahlzeit einzunehmen. Ich empfehle Ihnen jedoch von einem Mehrgang Menü Abstand zu nehmen. Der Wein wird zu kalt, die entspannte Stimmung eines „warmen“ Restaurants kommt leider nicht richtig auf.
Sie können jedoch das Eisrestaurant in Kemi auch im Sommer besuchen. Das ist eine absolute Besonderheit, wobei der Strom für die Kälte mit Erdwärme und Solarstrom erzeugt wird.